Wie verändert die Technologie die Kunst heute?

Die Kunst in ihren mannigfaltigen Formen hat schon immer auch die zur jeweiligen Zeit vorherrschende Technik abgebildet bzw. genutzt. Zudem haben sich die Möglichkeiten der Kunstschaffung untereinander bedingt. Während die Fotografie das klassische Portrait ablöste, da sorgte sie durch die Schaffung von Momentaufnahmen und deren Kopie auf der Leinwand für die fotorealistische Malerei. Aber auch Film, Fernsehen, Popkultur, digitale Bild- und Videobearbeitung, künstliche Intelligenz, Augmented und Virtual Reality sowie etliche weitere Entwicklungen spiegeln sich heute in der bildenden Kunst wider.

Es gibt sie längst: Kunst ohne Künstler/innen

Als der Computer für den Hausgebrauch gerade aufkam oder spätestens als das Internet die Wege hin zu Unmengen an Information und Wissen öffnete, beklagten unwissende Lehrer oft, dass die Hausaufgaben ihrer Schüler nun von der Maschine gemacht würden. Dass die Informationsbeschaffung und die Aufarbeitung der Daten immer noch Aufgaben der Schüler sind, sollte heute allen klar sein. In Sachen Kunst sowie bei der Erschaffung neuer Kunstwerke hat sich das Blatt aber mittlerweile geändert. Längst gibt es Algorithmen und künstliche Intelligenzen, die Kunstwerke, Bilder und vermeintliche Fotografien selber erstellen. Füttert man sie mit ausreichend Informationen, können sie sogar einen neuen Rembrandt hervorbringen.

Algorithmen erstellen Gesichter, die es gar nicht gibt

 Liste von kunstvollen Automatenspiele

Was technisch weiterhin möglich ist, zeigen einige Unternehmen und Vereinigungen anhand von simulierten Fotografien. Darauf sind Menschen zu sehen, die gar nicht existieren. Die digitalen, neuronalen Netzwerke, welche die Bilder erschaffen, bestehen dabei aus zwei miteinander verknüpften künstlichen Intelligenzen. Die eine bedient sich einer riesigen Datenbank echter Gesichter, um neue daraus zu machen. Die andere nutzt die Datenbank echter Fotos, um die Arbeit der ersten KI zu prüfen. Dabei lernen die beiden voneinander, um sich selbst stetig zu verbessern. Am Ende entstehen fotorealistische Simulationen von Gesichtern inklusive Hintergründe, die es so ebenfalls nicht in der Realität gibt. Einige Firmen bieten ihre Ergebnisse als (gratis) Stock Footage an.

Von Photoshop und weiterer digitaler Nachbearbeitung

Aber auch „sanftere“ Einflüsse digitaler Technik gibt es in der Kunst. So können beispielsweise Comic- und Karikaturen-Zeichner/innen sich auf ihr Grafik-Tablet, Apps wie Photoshop, Illustrator und dergleichen sowie auf einzeln bearbeitbare Ebenen in Kunstwerken verlassen. Fotografien erfordern von den Schaffenden zwar immer noch ein umfangreiches Wissen zu Kamera, Objektiven, Perspektiven und Co., aber die Nachbearbeitung ist dank erschwinglicher Software für viele zum Standard in ihrer Arbeit geworden. Neben dem bekannten Namen Photoshop gibt es auch Affinity Photo, Luminar, Photolemur und dergleichen mehr. Selbst kostenlose Software für die Fotobearbeitung an PC, Mac, Tablet und Smartphone gibt es bereits.

Kunst mit Technologie neu kennenlernen

In einigen Ausstellungen wird Kunst übergreifend präsentiert. Dabei hängen nicht nur Bilder an der Wand, die dank digitaler Nachbearbeitung die Aussage des Künstlers oder der Künstlerin übertragen. Es gibt nicht selten auch VR-Brillen, welche eine virtuelle Ausstellung in der Ausstellung anbieten. Zudem gibt es Apps für Smartphone und Tablet, welche die originale Fotografie oder die erste Skizze zeigen, wenn man die Gerätekamera auf das entsprechende Kunstwerk richtet. So werden Virtual Reality und Augmented Reality neben der Schaffung auch zur Präsentation von Kunst genutzt. Ebenfalls kommen bei Ausstellungen immer mehr Monitore, LED-Wände und responsive Technologien, mit denen Beobachter/innen interagieren können, zum Einsatz – eine Weiterentwicklung der Video- und Projektionskunst.

Wie verändert die Technologie die Kunst heute?

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Um die Ausgangsfrage auf den Punkt genau beantworten zu können, muss man klären, was mit Technologie gemeint ist. Nur jene, die von Künstlerinnen und Künstlern für ihre Arbeit genutzt werden kann? Oder auch die Technik, die für Alltag, Industrie, Konsum und Co. verwendet wird? Denn unter anderem Smartphones, Social Media und ähnliche Entwicklungen bedingen die Kunst ebenso. Der ominöse Künstler „Banksy“ und seine zeitgenössischen, gesellschafts- bzw. politikkritischen Werke wären ohne das Internet sicher nicht das, was sie sind. Technologie verändert die Kunst heute also hinsichtlich der Erschaffung, der Präsentation, der Rezeption und des Vertriebs. Zudem werden Themen wie das Urheberrecht ständig neu diskutiert, da die Technik stets neue Herausforderungen hervorbringt.

Die Technik als Segen für junge Künstler/innen

Zumindest in den Industrieländern verfügt so ziemlich jeder Haushalt über mindestens einen Computer. Hinzu kommen Geräte wie Smartphones, Tablets und ähnliche. Mit diesen sowie mit der richtigen Peripherie kann Kunst geschaffen und verbreitet werden. Zudem können sich alle mit einem Internetzugang über Kunst informieren – über alle historischen Epochen, Stile und Künstler, aber auch hinsichtlich des zeitgenössischen Kunstgeschehens. Selbst Galerien und Museen kann man bereits virtuell besichtigen. Die Bildung rund um die Kunst sowie das Erlernen von Schaffensprozessen ist nebst der Schaffung von bildender Kunst selbst für jede und jeden möglich geworden.

Was ist heutzutage eigentlich alles schon oder noch Kunst?

Das ist eine weitere wichtige Frage. Zum Beispiel steht nicht selten zur Diskussion ob bzw. ab wann ein Videospiel als Kunst bezeichnet werden kann. Denn in ein Videospiel mit ansprechender Grafik, einer nachvollziehbaren Geschichte, einem guten Soundtrack und so weiter fließen so viele kreative Ideen und Prozesse ein, dass es eigentlich nur Kunst sein kann, was Gamer/innen da an PC oder Konsole zocken. Oder? Hier ein Video dazu: